5 Tipps wie Boundary Management gelingt

Boundary Management, Vermischung von Arbeit und Privatleben im Home Office, Christine Meyer Consulting & Coaching

Digitalisierung, Globalisierung und nicht zuletzt die starke Zunahme der Wissensarbeit ermöglichen uns heute, eine Vielzahl von Arbeitsaufgaben unabhängig von Zeit und Ort zu erbringen. Dieser Umstand führt durch den plötzlichen Auftritt der Corona-Pandemie zu der Home-Office-Situation.

 

Die neuartige Vermischung der Arbeit in der heimischen Umgebung erleben viele als anstrengend, da es einerseits sehr einsam sein kann und andererseits die Ruhe fehlt, da vielleicht noch Kinder im selben Haus spielen. Die ständige Erreichbarkeit, die Selbstverantwortung und die viele Arbeit ohne Pause oder einem kameradschaftlichen Gespräch, führen zu einer Erschöpfung. Oftmals entsteht eine Entgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben im Home-Office.

 

Dieser Wandel der Arbeitskultur – weg vom weisungsgebundenen Arbeitnehmenden, hin zum weitgehend autonomen und kreativen Mitarbeitenden – hat in letzter Zeit zu einer beträchtlichen Zunahme psychischer Belastungen geführt (z.B. Überforderungsgefühle, nicht von der Arbeit abschalten können, Schlafprobleme).

 

Studien weisen darauf hin, dass die Chancen dieser neu gewonnenen ­Autonomie zu mehr Selbstverwirklichung zu finden, im selben Ausmass auch verheerende Gefahren darstellen. Es sind von Führungskräften wie auch Mitarbeitenden neue Kom­petenzen gefordert um sich in diesem neuen/digitalisierten Arbeitskontext behaupten zu können.  Es ist ein hohes Mass an Selbstmanagement gefordert. Und hier kommt Boundary Management ins Spiel.

Was ist Boundary Management?

Was ist Boundary Management, Christine Meyer Consulting & Coaching

Boundary Management bedeutet, dem persönlichen Bedürfnis entsprechend Grenzen setzten zu können zwischen Arbeit und Privat-Leben.

 

Es geht um die Fähigkeit selbstbestimmt gesundheitsförderliche und produktivitätssteigernde Grenzen zwischen unterschied­lichen Lebensbereichen, wie es die Arbeit und das Privatleben sind, setzen zu können.

 

Die Boundary Theory stammt von Nippert-Eng 1996. Laut dieser Theorie unterscheiden sich Individuen in der Art und Weise, wie sie unterschiedliche Lebenswelten (Arbeit, Hobby, Freunde) voneinander abgrenzen oder vermischen. Es gibt Menschen, die am produktivsten sind zw. 18 und 20 Uhr abends und andere wollen dann nur noch Feierabend.

 

So treffen in einem mobil-­flexibel arbeitenden Team meist sehr unterschiedliche Bedürfnisse und aufeinander, was die Regeln der optimalen Zusammenarbeit betrifft. Dieser Umstand führt zu einem erhöhten Stresserleben aller Beteiligten.

 

«Wer seine Grenzen kennt, ist schon ein halber Weiser»  - John Galsworthy

Wie funktioniert Boundary Management?

1. Tipp: Selbsterkennung

Selbsterkennung im Boundary Management, Christine Meyer Consulting & Coaching

Die Selbstverantwortung und das individuelle managen von Arbeit- und Privatleben, kann nur funktionieren, wenn man sich selbst kennt.

 

Es gibt unterschiedliche Boundary Typen. Je nach Typ sind unterschiedliche Taktiken gefragt, um das individuelle Bedürfnis nach Abgrenzung oder Integration umzusetzen.

 

 


Der Segmentierer:        

braucht strenge Abgrenzung von Arbeit und Privat. Braucht Struktur und Rituale.

 

Der Mischtyp:                  

teilweise strenge Abgrenzung, dann wieder Integration der verschiedenen Lebensbereichen. Ist getrieben von der eigenen Identität. Der Mischtyp muss eigene Bedürfnisse kennen und kommunizieren.

 

Der Integrierer:              

integriert ganz natürlich Arbeit und Privatleben fliessend ineinander. Hat sehr durchlässige Grenzen oder gar keine.  Braucht Autonomie und das Gefühl der Freiheit.

 

Sich selbst kennen zu lernen funktioniert, indem man sich Fragen stellt, wie:

  • Wie wichtig ist mir die Abgrenzung von Arbeit und Privatleben?
  • Wo ist es mir besonders wichtig, mich abgrenzen zu können.
  • Was kann ich tun, damit Grenzen respektiert werden? – z.B. Telefonzeiten festlegen

2. Tipp: Kommunikation

Kommunikation im Boundary Management, Christine Meyer Consulting & Coaching

Wenn man sich selbst kenn, ist der nächste Schritt darüber zu sprechen. Nur durch klare Kommunikation ist es den Mitmenschen möglich, auf die Bedürfnisse einzugehen. Das kann zu Hause in der Familie sein, oder bei Freunden. Wenn der Segmentierer klare Zeiten braucht für ein virtuelles Feierabendbier mit Freunden, kombiniert der Intergrierer dies gleich mit einem Business-Gespräch. Nur durch Klarheit in der Kommunikation wird ein leichtes Lebensgefühl möglich.

 

Kommunikation im Team

 

Führungspersonen sind gefordert, die Kommunikation im Team anzuregen und möglich zu machen.

Indem sich Team­ange­hörige darüber austauschen können, warum und wann sie es vorziehen zwischen Arbeit und Privat zu segmentieren resp. zu integrieren, kann ein gemeinsames Verständnis darüber geschaffen werden, wo es Regelungen bedarf, um un­nötige Reibungsverluste und daraus erwachsendes Stress­erleben zu reduzieren. Nicht selten lösen sich vermeintliche Boundary-Konflikte alleine durch den Austausch und die Bewusstwerdung der unterschiedlichen Standpunkte auf.

Ein Beispiel aus der Praxis: Felix erledigt gern ein Teil seiner Arbeit am Wochenende, damit er unter der Woche um 15 Uhr seinem Sport nachgehen kann. Der E-Mail-Verkehr der dadurch entsteht werden von den Teamkollegen, die gerne regulär arbeiten, als sehr stressvoll erlebt. Es entstand bei den Teamkollegen der unausgesprochene Druck, ebenfalls an den Wochenenden erreichbar sein zu müssen. Hier war Klärungsbedarf angesagt. Wie sich herausstellte, erwartete Felix keine schnelle beantwortung seiner Mails. Aus dem Teamgespräch resultierten Team-Regeln.

 

Nur durch Kommunikation schafft man ein gemeinsames Verständnis und kann Grenzen ziehen.

3. Tipp: Verhaltensmuster ändern

Verhaltensmuster ändern im Boundary Management, Christine Meyer Consulting & Coaching

Durch bewusste gesteuerte neue Verhaltensmuster, lassen sich die Grenzen einfacher ziehen. Dies kann die Stunde Sport sein, täglich ein Waldspaziergang oder ein Achtsamkeitstraining.

 

Um die Erholung in der arbeitsfreien Zeit zu fördern, sind Übungen aus der kognitiven Verhaltenstherapie und der Achtsamkeitsforschung hilfreich.

 

Je nach Typus ist es nötig, das neue Verhalten, die Auszeit zu planen und es einfach zu tun.

4. Tipp: Zeitliche Taktik

Ein gutes Zeitmanagement ist eine Taktik, um das persönliche Boundary Management zu leben. Wer seinen Tag plant und auch genügend Pufferzeiten einrechnet, kann einfacher abschalten.

 

Die Pufferzeiten werden oftmals nicht eingerechnet … alles Unerwartete verursacht Stress und Unzufriedenheit.

Zeitliche Taktik im Boundary Management, Christine Meyer Consulting & Coaching

5. Tipp: Nein-Sagen

Lerne nein zu sagen, Boundary Management, Christine Meyer Consulting & Coaching

Wer nicht nein sagen kann, ist Burn-out gefährdet. Wir leben in einer Zeit mit extrem hohen Anforderungen in diversen Lebensbereichen. Es ist darum sinnvoll, den Energiehaushalt nicht ständig bis an die Grenze zu treiben. Man muss nicht nur anderen, sondern auch sich selber Nein sagen können. Nur durch Nein sagen bleiben wir langfristig gesund und leistungsfähig.

Nein sagen will trainiert sein. Ein Post-it am Laptop kann schon helfen, täglich «nein» zu sehen und dann auch auszusprechen.

 

Die Fähigkeit, Nein zu sagen, zeugt von gutem Selbstmanagement und einem soliden Selbstbewusstsein. Gut abgegrenzte Menschen sind fitter, besser gelaunt, positiver eingestellt gegenüber ihren Aufgaben, dem Unternehmen, den Vorgesetzten und den Kollegen. Und langfristig auch loyaler. Wenn Arbeitnehmende nie Nein sagen (dürfen), sind die Folgen Unzufriedenheit, Unlust, mangelnde Arbeitsleistung und schlechter Einfluss für das Betriebsklima. Bis hin zu Erschöpfung, Krise und Krankheit.

Wie es gelingt...

  • Wenn man Arbeit und Leben als zwei separate Bereiche anschaut, dann ist schon etwas falsch. Die Balance stimmt erst dann, wenn man Arbeit als erfreulichen Teil des Lebens betrachten kann. Wer nur lebt, wenn er nicht arbeitet, sollte etwas ändern. 
  • Boundary Management im Team thematisieren und die unterschiedlichen Bedürfnisse klären 
  • Alles tun, um sich selber kennenzulernen, zu ergründen, zu schätzen und zu umsorgen. Die persönliche Sinnsuche und ein Lebensentwurf schafft Klarheit. Sobald wir zu sehr vom «Aussen» abhängig sind – etwa vom Lob des Chefs –, tun wir uns schwer mit dem Selbstmanagement und dem Neinsagen. Eine gute (nicht narzisstische) Form der «Selbstliebe» bezieht alle anderen Menschen und Lebensbereiche mit ein. 
  • Unterstützung suchen. Boundary Management ist lernbar. Ein persönliches Coaching oder ein Team-Workshop helfen, eine positiv gelebte Work-Life-Balance zu schaffen. 

Viel Freude beim Nein sagen, abgrenzen und die Zeit sinn- und genussvoll nutzen.