In Zeiten grosser Veränderungen handeln die meisten Menschen erst mal so, wie sie es bisher auch getan haben. Schliesslich hat Ihnen dies in der Vergangenheit ein gutes Leben geschenkt. Sie verteidigen Ihre Gewohnheiten. Sie akzeptieren nicht, dass sich ihr Umfeld so grundlegend verändert, dass sie sich selbst auch verändern müssen, um mit der Situation klarzukommen.
Ich kenne das gut von mir selbst. Der tolle Job, dessen Arbeitsinhalt sich von heute auf morgen änderte durch einen neuen Vorgesetzten und plötzlich nicht mehr so spannend war oder in jungen Jahren als sich der Beziehungsstatus wieder auf Single setzte. All dies waren für mich Veränderungen, mit denen ich Mühe hatte umzugehen.
Die grösste Gefahr in Zeiten der Veränderung
ist nicht die Veränderung selbst.
Die grösste Gefahr ist, mit der Logik von gestern darauf zu reagieren
Veränderung als Konstante
Das Leben ist ein Fluss und Veränderung ist die einzige Konstante. Diese Veränderung kommt oft unerwartet und wir können selbst nichts dafür.
Auch Veränderung für die wir uns bewusst entscheiden, Rückschläge oder neue intensive Erfahrungen können zu Turbulenzen in unserem Leben führen.
Eine Selbstfindungsphase kann ein weiterer Grund für eine Krise sein. Wir sind überfordert mit den vielen Möglichkeiten, fühlen uns verloren und wissen nicht, was wir tun sollen.
Im Leben gibt es immer wieder Phasen des Übergangs. Wir werden geboren, lernen das Nachahmen, erleben als Teenager Höhen und Tiefen und wollen als junge Erwachsene den beruflichen oder privaten Erfolg. Haben es irgendwann geschafft und müssen uns dann nach einer Weile selbst neu erfinden. Irgendwann kommt das Altern und der Tod.
Ein stetiger Wandel… Von der Natur können wir lernen, dass der Fluss des Lebens voller Übergänge ist…und dennoch bereiten uns Veränderungen Mühe.
Psychologische Hintergründe, warum uns die Veränderung schwer fällt
1. Unsicherheit und unstabile Lage
Das Gegenteil der Veränderung die Gewohnheit. Umstände oder Verhaltensweisen, an die wir gewöhnt sind, geben uns das Gefühl von Sicherheit und Stabilität. Jede Veränderung interpretieren wir dabei als Destabilisation und damit als negativ, selbst wenn die Gewohnheit zu unseren eigenen Ungunsten besteht. Alles was wir nicht kennen, macht uns unsicher. Wir wissen nicht wie agieren oder reagieren und das führt zu einem unguten Gefühl.
2. Angst vor dem Unbekannten und Neuem
Die Angst vor Unbekannten oder Neuem tritt besonders häufig auf, wenn wir noch am Anfang des Veränderungsprozesses stehen und wir uns mit dem Thema noch gar nicht oder nur oberflächlich beschäftigt haben.
Die Angst vor Unbekanntem kann dafür sorgen, dass wir erst gar nicht mit der Veränderung beginnen oder sie gleich ausschließen. Es kann sich dabei um Angst vor einem neuen Lebensabschnitt oder auch Angst vor neuen Aufgaben handeln.
3. Das soziale Umfeld
Wir Menschen werden, ob wir es wollen oder nicht, zu einem großen Teil durch unser Umfeld beeinflusst. Besonders enge Beziehungen wie deine Familie, Freunde und dein Partner haben einen Einfluss auf unseren Veränderungsprozess.
Wenn wir zum Beispiel entscheiden, uns vegan zu ernähren und unser Umfeld dies nicht akzeptiert, sinnvoll erachtet oder boykottiert, dann wird es für uns sehr schwer, die neue Ernährung zu leben. In der Praxis ist dieser Punkt häufig schwer zu bewältigen. Ein Grundbedürfnis des Menschen ist «dazuzugehören».
4. Fehlende Sicht der Folgen
Im Grunde genommen wissen wir, was uns oder der Umwelt “nicht gut tut”, doch die genauen Folgen sind uns jedoch langfristig gar nicht bewusst. Viele ältere Menschen, die ihr Leben lang geraucht oder keinen Sport getrieben haben, bekommen dies schmerzhaft zu spüren, wenn im hohen Alter ihr Körper umso schneller verfällt und sich die Folgen bemerkbar machen. Die fehlenden Sicht der Folgen sorgen dabei für eine nur geringe Motivation, sodass die Veränderung häufig gar nicht erst beginnt.
5. Widerstand
Wiederstand gegen das, was ist, verursacht Leid. Stellen wir uns gegen die Realität, verlieren wir – in 100 % der Fälle. Es kostet Kraft und bringt uns keinen Schritt weiter.
Widerstand ist Festhalten an Altem.
Annehmen ist Loslassen.
Tipps zum Umgang mit Veränderungen
1. Akzeptieren was ist
Wenn wir die Veränderung bewältigen wollen, ist der erste Schritt immer, die aktuelle Situation zu akzeptieren…. Z.B. ich bin krank, ich bin arbeitslos, ich bin allein… etc.
Das ist die schwierigste Aufgabe… doch es führt kein Weg daran vorbei.
Es ist wie es ist. Je öfter wir uns selbst sagen, was die Tatsache ist, desto eher gewöhnen wir uns an die Tatsache.
Durch die Akzeptanz werden neue Möglichkeiten sichtbar
2. Kleine Schritte gehen
Häufig ist die Angst vor dem Unbekannten so groß, die Veränderung erscheint als so riesig, dass du erst gar nicht anfängst oder die Veränderung ständig aufschiebst. Das allerwichtigste ist jedoch der allererste, kleinste Schritt.
Bist du den ersten Schritt gegangen, überlegst du dir den nächsten winzigen Schritt. Mit dieser Methode nimmst du dir die Angst vor dem Unbekannten und entwickelst Schritt für Schritt eine neue Gewohnheit.
3. Vorbild und Mentor
Eine der effektivsten Methoden, Veränderungen oder eine neue Gewohnheit zu etablieren, ist sich einen Mentor zu suchen, von diesem zu lernen und sich sozial zu verpflichten. Dabei kann es sich um Personen ius dem eigenen Umfeld oder auch um externe Personen handeln.
Der Lerneffekt passiert dabei ungleich schneller, wenn man ein direktes Vorbild hat, eine Person, die uns unterstützt. Optimalerweise handelt es sich um eine Person, die die Veränderung, die wir uns auch wünschen, bereits erfolgreich vollzogen hat.
4. Kontrollieren, was man kontrollieren kann
Ein wesentlicher Punkt bei Veränderungen ist der Kontrollverlust, den wir dabei erleben. Daher brauchen wir wieder das Gefühl der Selbstbestimmung.
Indem wir kontrollieren, was wir kontrollieren können, holen wir uns die Kontrolle zurück!
5. Abstand gewinnen
Sich selbst Raum und Zeit schenken für den Widerstand in uns drin.
- Gegen war wehren wir uns?
- Was wollen wir nicht und warum?
Mit Abstand wird der Widerstand kleiner.
6. Mut-Ausbruch und handeln
Der Moment der Veränderung kann nur während der Handlung eintreten. In der Praxis gibt es immer einen bestimmten Moment, an dem man hadert, die Sache zu tun oder zu lassen.
Dies ist der Moment, in dem das Verhalten geändert werden kann.
Die Konzentration muss auf den Moment der Entscheidung ausgerichtet sein. Jeden Mut-Ausbruch sofort packen und handeln!
7. Fokus auf das Positive
Ein Tagebuch führen über die Dinge, die am Tag gut waren (z.B. «das 6-Minuten-Tagebuch»)
8. Unterstützung von anderen Menschen holen
Gleichgesinnte suchen oder uns mit Menschen umgeben, die uns guttun.
9. Umfeld ändern
Hier gilt es zu entscheiden: Wie wichtig ist die Veränderung? Wie sehr werden wir von unserem Umfeld beeinflusst?
Werden wir unser Umfeld dazu bringen können, uns zu unterstützen oder besteht die einzige Möglichkeit darin, dass wir unser Umfeld ändern?
Tiefgreifende Veränderung in einem Umfeld durchzuführen, ist nie einfach. In der Regel akzeptieren Leute die Veränderung eher, wenn wir bereits auf dem Weg sind. Nie nach Erlaubnis fragen oder Ankündigungen machen, sondern mit der neuen Verhaltensweise beginnen und beobachten, wie das Umfeld darauf reagiert.
10. Eine Zukunftsvision haben und das eigene Potential entfalten
Die Wirklichkeit ist immer freundlicher,
als die Geschichten, die wir über sie glauben
Byron Katie
Jede Veränderung in unserem Leben bringt auch Gutes.
Wenn ich zurück blicke, bin ich für jede Veränderung im Nachhinein dankbar.